Gibt es treuere Wandergefährten als unsere Hunde? Schritt für Schritt gehen sie mit uns mit. Sie wandern mit ihren kleinen Pfoten über Stock und Stein, lieben es über schattige Waldwege zu rennen, Berge hinauf zu kraxeln, sich in kühlen Gebirgsflüssen zu erfrischen. Es gibt kein Abenteuer in der Natur bei dem sie nicht gerne an unserer Seite sind. Damit die Bergtour jedoch zu einem freudigen Erlebnis für Mensch und Hund wird, sollten dabei nicht nur eigene Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, sondern auch solche für die Vierbeiner. Heute möchte ich euch deshalb ein paar Tipps zum sicheren Bergwandern mit Hund an die Hand geben.
Mit Hund am Berg
Schon als Kind war ich mit meinen Eltern und unserer damaligen Münsterländerhündin in den Bergen Osttirols wandern. Seit mittlerweile über 20 Jahren begleiten uns unsere Border Collies. Somit haben wir beim Bergwandern mit Hund bereits ein ordentliches Repertoire an Erfahrungen gesammelt.
In all der Zeit haben wir selber viel gelernt und in Punkto Sicherheit immer versucht die unterschiedlichen Situationen, die am Berg entstehen können, zu berücksichtigen und uns mit den Hunden entsprechend zu verhalten.
Gerade die Einschätzung von örtlichen Gegebenheiten und möglichen situativen Momenten, ist enorm wichtig; das betrifft natürlich jedwede Bergtour, egal ob mit Hund oder ohne, aber in dem Augenblick, wo wir die Verantwortung nicht nur für uns selbst, sondern auch für andere Menschen oder Tiere haben, kommt dem eine noch höhere Bedeutung zu.
Örtliche Begebenheiten erkennen, bewerten und berücksichtigen
Bevor wir mit unseren Hunden zu einer Bergtour in einem Gelände starten, das uns nicht bekannt ist, versuchen wir uns anhand von Karten, Wanderführern oder Fotos aus dem Internet mit den örtlichen Begebenheiten vertraut zu machen.
Verläuft durch Tour durch Wiesen, über sanfte oder hohe Berghänge, müssen wir steil oder eher mäßig bergan, ist der Pfad steinig oder felsig, gibt es ausgesetzte Stellen, wandern wir auf Almgüterfahrwegen oder alpinen Steigen, sind wir unter oder über der Baumgrenze unterwegs, gibt es Bäche oder Bergseen….und und und??? Das sind nur einige der Fragen, die uns bei der Planung beschäftigen, um uns auf die Tour einzustellen, denn wenn man vorher schon etwas mit der Bergwanderung vertraut ist, läuft es sich entspannter. Dann können im Vorfeld auch in Bezug auf das Bergwandern mit Hund ein paar Dinge berücksichtigt werden. Dazu nun ein paar Beispiele.
Bergwandern mit Hund – was ist aufgrund der örtlichen Begebenheiten zu berücksichtigen?
Grundsätzlich sollte die Tour immer der Konstitution des Hundes angepasst sein, um das Tier nicht zu überfordern. Es lassen sich in den Bergen eine Vielzahl von Touren je nach Gesundheits- und Trainingszustand, Ausdauer, Alter, Größe etc. des Vierbeiners finden.
Ein junger und sportlicher Hund wird mit steilen Anstiegen eher weniger Probleme haben, als ein alter Hund.
Verlaufen die Wege oberhalb der Baumgrenze und ist wenig Schatten gegeben, ist auch für den Hund auf genügend Pausen und eine ausreichende Trinkwasserzufuhr zu achten. Eine Reserve im Rucksack sollte immer dabei sein. Perfekt ist es, wenn es unterwegs genügend Bäche, Quellen oder Bergseen gibt. Dann ist gleichermaßen für Trinken und Abkühlung gesorgt.
Sind die Wege sehr steinig und felsig, sollten wir zwischendurch auf die Pfötchen der Hunde schauen, nicht dass sie sich die Ballen wund laufen.
Berücksichtigt also bei der Auswahl der Tour immer die örtlichen Gegebenheiten in Bezug auf euren Hund, damit für eine grundlegende Sicherheit am Berg Sorge getragen wird.
Situative Augenblicke erkennen, bewerten und berücksichtigen
Sind wir erst einmal mit unseren Hunden unterwegs am Berg, kann es immer zu vorhersehbaren oder unvorhersehbaren Ereignissen kommen. Dazu zählen sehr häufig Begegnungen mit Tieren, seien es Kühe, Schafe, Ziegen oder auch Wildtiere wie Steinböcke, Gämsen oder Murmeltiere, um nur einige der Bekanntesten zu nennen.
Besonders Begegnungen mit Weidevieh wie Kühen, kann beim Bergwandern mit Hund zu unangenehmen und gefährlichen Situationen führen; insbesondere wenn Mutterkühe mit ihren Kälbern auf der Alm stehen. Aber auch neugierige Jungtierherden können mitunter aufdringlich werden.
Deshalb empfehle ich euch:
- immer ausreichend Abstand halten
- stehen die Tiere mitten auf dem Weg, wenn möglich einen Bogen drumherum machen
- den Hund kurz führen, so dass er von der Kuh nach Möglichkeit nicht wahrgenommen wird
- keinen Blickkontakt zur Kuh aufbauen
- das Verhalten der Kühe aus dem Augenwinkel beobachten (angelegte Ohren, schnaufen sind kein gutes Zeichen)
- wird es brenzlig, im Zweifel immer den Hund ableinen und loslassen (wichtig: richtig ableinen, damit der Hund mit der Leine nicht irgendwo hängen bleibt)
- mit Wanderstöcken die Kuh auf Abstand halten, sich groß machen und ggf. laut werden
Mit Wildtieren sind gefährliche Konfrontationen eher selten; uns ist jedenfalls in dieser Hinsicht noch nichts passiert. Dennoch kann es mitunter auch hier zu Gefährdungen für den Hund kommen, vor allem wenn er jagdtriebig ist und frei läuft. In unwegsamen Gelände kann Absturzgefahr bestehen, wenn der Hund einem Wildtier hinterher rennt. Selbst der Bau eines Murmeltiers kann für einen kleinen Hund zum Gefängnis werden. Die Bauten haben oft große Eingänge und sind etliche Meter lang, aus denen es eventuell kein Zurück gibt, wenn der Hund hinein geht. Also achtet unterwegs immer auf euren Hund und auf die Tiere in der Umgebung, damit es weder für euch, andere Mitwanderer, euren Hund sowie die Weide- und Wildtiere zu gefährlichen Situationen kommt.
Die Beobachtung des Wetters ist selbstverständlich obligatorisch beim Wandern.
Die Ausrüstung zum Bergwandern mit Hund
Unsere Hunde laufen am Berg grundsätzlich mit Halsband und Geschirr, so dass wir je nach Bedarf die Führtechnik ändern können. Als Geschirre nutzen wir hierzu unsere Canicross und Dogtrekking Geschirre von Sledwork, eine anderthalb Meter Leine mit Ruckdämpfer und einen Hüftgurt, an dem die Hunde befestigt sind.
Vorteil bei dieser Art des Bergwanderns mit Hund ist, dass wir überwiegend die Hände frei haben. Die von uns genutzten Geschirre sind so konzipiert, dass der Hund sich im Notfall daraus befreien könnte.
Das macht sie aber für Bergtouren, bei denen der Hund eventuell mal getragen werden muss, wo ein Stück Klettersteig zu bewältigen ist oder es z. B. über einen steilen Gipfelgrat geht, an dem der Hund gesichert werden muss, nicht unbedingt empfehlenswert. Hier empfiehlt sich ein Geschirr, dass den Hund so umschließt, dass er nicht rausrutschen kann.
Die Leine mit Ruckdäpfer macht ein komfortables und bequemes Wandern möglich. Zudem hat sie eine ideale Länge, bleibt weniger hängen und ist im Gegensatz zur Schleppleine deutlich handlicher.
Richtig Bergwandern mit Hund – so geht’s
Beim Bergwandern mit Hund ist immer zu unterscheiden, ob es aufwärts oder abwärts geht. Bergauf wandern die Hunde am Zuggeschirr bei uns voran und dürfen ziehen. Sie haben somit ihre Arbeit und wir etwas Unterstützung. Bergab kann es jedoch fatale Folgen haben, wenn der Hund zieht und wir dadurch ins stolpern geraten. Deshalb gehen die Hunde immer hinten. Je nach Situation sind die Hunde dabei entweder am Hüftgurt angeleint oder frei, wobei sie die Leine dann wie eine Schleppleine hinter sich herziehen. Mit den Wanderstöcken kann ich sie praktisch hinter mir dirigieren.
So verfahren wir immer auf Wegen, an denen es seitlich schonmal steiler bergab geht, wo es viele Serpentinen gibt und wir den Pfad nicht weit überblicken können oder wenn andere Wanderer vor uns sind – also immer in Situationen aus denen ggf. eine Gefahr entstehen kann.
Freilauf in den Bergen
Natürlich dürfen unsere Hunde auch zwischendurch frei laufen. Das gibt es dann aber nur unter bestimmten Voraussetzungen.
Oberstes Gebot: durch den Freilauf werden keine Menschen und Tiere gefährdet.
Andere Wanderer werden nicht gestört. Es ist kein Weidevieh in der Nähe. Es ist kein Naturschutzgebiet. Das Gelände ist übersichtlich. Es besteht keine Absturzgefahr für den Hund. Die Vierbeiner besitzen einen sicheren Rückruf.
Dann steht einem glücklichen Umhertollen auf den Almwiesen und Bergen nichts entgegen.
Zusammenfassung zum Bergwandern mit Hund
Die obigen Fotos verdeutlichen noch einmal, warum es wichtig ist, sich beim Bergwandern mit Hund ein paar Gedanken zu machen. Der Weg auf dem linken Bild fällt zu Seite steil ab, ist leicht ausgesetzt und unübersichtlich. Hier laufen die Hunde hinten. So kann ich vorweg die Situation einschätzen und entgegenkommende Wanderer werden nicht gestört.
Auf dem rechten Bild geht es über felsiges Gelände bergauf. Der Weg ist nicht ausgesetzt und dem Grunde nach unschwierig; wir sind ihn auch schon mehrmals gegangen. Hier dürfen die Hunde vorweg gehen im Aufstieg. Bergab wären sie wieder hinter uns.
Als letztes noch das links nebenstehende Bild; hier dürfen die Hunde an der losen Leine vorweg gehen. Wir können den Weg hier weit überblicken und die Hunde wissen genau, wenn die Leine noch dran ist, dass sie auf dem Weg bleiben müssen.
Alles in allem sind, wie ihr seht, sowohl im Vorfeld der Wanderung als auch währenddessen immer die örtlichen und situativen Begebenheiten zu beachten, damit de Tour für alle sicher abläuft und somit zu einem herrlichen Wandervergnügen wird.
Unsere Tipps zum Bergwandern mit Hund im Kurzdurchlauf
- Örtliche Begebenheiten erkennen, bewerten und berücksichtigen
- in Bezug auf die Konstitution des Hundes
- flaches oder steiles Gelände, Forstwege oder alpine Steige, Sonneneinstrahlung, Wasserreichtum
- Situative Begebenheiten erkennen, bewerten, berücksichtigen
- in Bezug auf andere Wanderer
- im Hinblick auf Begegnungen mit Weide- und Wildtieren
- Die richtige Ausrüstung
- Halsband, Geschirr, Leine mit Ruckdämpfer, Hüftgurt
- Das richtige Verhalten
- bergauf, bergab, vorne, hinten, angeleint, frei
Ich hoffe, diese Tipps zum Bergwandern mit Hund sind euch ein wenig bei eurer nächsten Bergtour hilfreich. Hinterlasst mir auch gerne eure Tipps und Anregungen oder Infos dazu, wie ihr es macht, in den Kommentaren.
In diesem Sinne, bleibt gesund und wanderfreudig
eure Dina
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Es ist eine enorm schöne Vorstellung, mit Hund bergwandern zu gehen. Das ist wohl die schönste Begleitung, die man haben kann. Man wird nicht vollgequatscht 😉 Ab und zu hat mir das Internet auch schon Fotos und Storys in die Hände gespült, mit Katzen, die mit Wandern gehen. Aber das ist dann wohl eher unrealistisch, dass ich das mit meinen beiden versuchen kann 🙃
Das stimmt, Hunde sind wirklich eine tolle Begleitung. Kann mir wandern ohne Hund gar nicht mehr vorstellen.
Ich kannte tatsächlich auch mal jemanden, wo die Katze immer mit dabei war. Allerdings mehr so bei Spaziergängen vor der Haustür oder im Campingurlaub.
Aber Bergtouren mit Katze, sind dann wohl doch eher selten. Aber warum nicht, wenn beide Seiten Spaß daran haben. 😉
Liebe Grüße
Dina
Ich bin mit meinem Hund oft am Bergwandern und finde Respekt & Achtung für beide Seiten wichtig. Mein Hund und ich sollten uns Mühe geben zu verstehen, was der andere braucht und uns auch auf seine Kommunikation einlassen. Das schafft Vertrauen. Wenn wir in den Bergen am wandern sind und nicht spielen können, dann muss natürlich auch mein Hund ein „nein“ akzeptieren.
LG – Lisa, Hunde-Trainerin
Liebe Lisa,
da bin ich völlig bei dir; Respekt und Achtung für beide Seiten, aber auch gegenüber anderen Mitwanderern und der Natur sind ganz wichtig.
Ich wünsche euch noch viele schöne und erlebnisreiche Bergtouren.
Liebe Grüße
Dina