Der Bergbauwanderweg Muttental verspricht Erlebnis und Abenteuer zugleich. Damit bietet er die perfekte Gelegenheit für die Familie an die frische Luft zu kommen und die Geschichte des Ruhrbergbaus auf faszinierende Art und Weise kennenzulernen. Geheimnisvolle Stolleneingänge, alte Zechen, historische Zeugnisse des Bergbaus, eine alte Burgruine und ein künstlerischer Schlossgarten laden inmitten der Natur des Muttentals zu einer Zeitreise ein.
Lange schon stand der Bergbauwanderweg Muttental auf meiner To Do Liste und obwohl er gar nicht so weit entfernt von mir ist, hatte ich ihn lange vor mit her geschoben. Warum, kann ich jetzt gar nicht mehr verstehen, denn diese Tour zählt zu den absoluten Pflichtwanderungen im Ruhrgebiet und für jedes Pottkind. Langweilig wird es hier garantiert nicht und für Groß und Klein, Alleinwanderer, Paare, Naturliebhaber, Wanderer mit Kindern oder Wanderer mit Hund ist der Bergbauwanderweg ein unvergessliches und interessantes Wandererlebnis. Doch nun möchte ich euch nicht länger auf die Folter spannen, los geht’s.
Von der Zeche Renate ins Muttental
Wir beginnen den Bergbauwanderweg Muttental am Wanderparkplatz Zeche Renate und entdecken hier gleich die ersten Zeugnisse des Bergbaus und einen Gedenkstein für die verunglückten Bergleute, der über eine kleine Treppe erreichbar ist. Im Uhrzeigersinn folgen wir dem Wanderweg hinein ins idyllische Muttental und sind umschlossen von dem um diese Jahreszeit noch lichten Winterwald. Im Sommer spendet er hier angenehmen Schatten. Bereits nach einem kurzen Stück zweigen wir auf einen urigen Pfad nach links ab und wandern auf diesem Weg bis zur Rekonstruktion des Göpelschachts Moses.
Eine Infotafel erläutert uns, wie in damaligen Zeiten, mit Hilfe einer technischen Einrichtung und der Kraft von Pferden, die Kohle aus dem gut 100 Meter tiefen Schacht ans Tageslicht befördert wurde. Das nächste Highlight des Weges, die Zeche Hermann mit dem Schacht Margarethe, lässt nicht lange auf sich warten. An dieser Stelle bietet sich eine kurze Pause auf einer gemütlichen Bank an, um den Blick über die Wiesen hinab ins malerische Tal schweifen zu lassen.
Im Sonnenschein wandern wir anschließend weiter durch die Felder und begegnen am Rande einer kleinen Herde Hochlandrinder. Die beeindruckenden Tiere weiden friedvoll vor sich hin und lassen sich von uns und unseren Vierbeinern nicht stören.
Etwas weiter auf dem Bergbauwanderweg Muttental biegen wir erneut auf einen urtümlichen Pfad ab. Der felsige Untergrund ist rutschig und zum Teil etwas ausgespült. Beinahe kraxelnd kommen uns von unten die Wanderer in Gegenrichtung entgegen. Vorsichtig setzen wir einen Fuß vor den anderen und erreichen nach ein paar Metern im Talboden den alten Zugang zum Stollen Reiger. Wir halten uns nach rechts und steuern als nächstes der Burgruine Hardenstein entgegen.
Die Burgruine Hardenstein am Ruhrufer
Mit prächtiger Aussicht auf die Ruhrauen thronen die Überreste der heute eher beschaulich wirkenden Burg Hardenstein unweit des Ufers. Die Ruine wird durch den Verein der Burgfreunde Hardenstein e.V. mühe- und liebevoll erhalten. Ein Hinweisschild bittet darum, die Mauerreste nicht zu beklettern.
Erbaut wurde die Burg Hardenstein zwischen 1345 und 1354 durch Heinrich II. von Hardenberg. Um die Jahre 1430/1440 wurde die Burg durch einen südlichen Anbau und die zwei beeindruckenden Rundtürme erweitert.
Mit Blick auf die Überbleibsel der Ruine flanieren wir durch die alten Mauern und betrachten die romantischen Türme, teils mit rot-weiß getünchten Fensterläden verziert, teils mit rustikalen Holztoren. Dabei versuchen wir uns die Sage vorzustellen, die sich hier ereignet haben soll.
Der Zwergenkönig Goldemar
Der Zwergenkönig Goldemar war unsichtbar und lebte zusammen mit dem Ritter Neveling von Hardenstein auf der Burg. Niemals bekam ihn jemand zu Gesicht, man hörte nur sein Schlürfen und Schmatzen, wenn er mit dem Ritter zu Tisch saß. Zu dieser Zeit lebte man auf der Burg in Wohlstand, bis eines Tages ein neugieriger Küchenjunge den Zwergenkönig mit einem Trick sichtbar machen wollte. Als dieser Trick aufging wurde Goldemar mächtig böse. Er riss den Küchenjungen auseinander, kochte, briet und verspeiste ihn schließlich bei Musik und Gesang. Dann belegte er die Burg mit einem Fluch, der erst enden sollte, wenn drei Generationen der Hardenbergs gleichzeitig auf der Burg am Leben seien. Dies geschah jedoch nie, der Wohlstand der Familie endete und so verfiel die Burg mit der Zeit.
Betrachten wir die Burg Hardenstein heute könnte es tatsächlich einen wahren Kern an der Geschichte geben.
Durch das Rundbogentor verlassen wir schließlich das Areal und tauchen aus der Sagenwelt wieder in die reale Welt ein. Parallel zum Ruhrufer und an imposanten Felswänden vorbei, die stellenweise als Kletterareal ausgewiesen sind, folgen wir den grünen Wegweisern entlang des Bergbauwanderwegs Muttental zur Zeche Nachtigall.
Zum Schloss Steinhausen mit dem Skulpturenpark
Am Weg entlang der Muttental- und Nachtigallstraße können wir einen Blick auf das LWL Museum Zeche Nachtigall und die Anlagen der Muttentalbahn (gelegentlich finden hier auch Fahrten der Museumsbahn statt) werfen, bevor wir scharf nach rechts abzweigen und auf der Straße hinauf zum Schloss Steinhausen wandern.
Schon von Weitem erkennen wir die ersten pompösen Meisterwerke des weitläufig angelegten Skulpturenparks, der sich rund um das Schloss und die angrenzenden Wiesen erstreckt. Ein beachtliches Nashorn, zwei bezaubernde Giraffen, ein imponierender Steinbock und vieles mehr, erwarten uns hier. Den Innenhof des Schlosses schmücken zahlreiche kleine und große Kunstwerke, die teilweise auch zum Kauf angeboten werden und ein hübsches Souvenir für den Garten sind; rustikale Tierfiguren, niedliche Vogeltränken, bunte Stecker in Form von Blümchen, Schmetterlingen und Vögeln – die Auswahl ist riesig.
Das Schloss Steinhausen ist übrigens eine von zwei Höhenburgen in Witten und erstmals 1297 urkundlich erwähnt. Burgherr war damals Everhard von Witten. Heute könnt ihr hier heiraten und eure Hochzeit ausgiebig zelebrieren und eben als Besucher durch die romantische Anlage wandeln. Also nehmt euch Zeit, die vielen liebevollen Details zu betrachten.
Freilichtmuseum Zechenhaus Herberholz
Durch die Felder und vorbei am Bethaus, in dem sich um 1830 eine Versammlungsstätte der Bergleute nebst einer Schmiede befand und das heute das letzte erhaltene seiner Art im Ruhrgebiet ist, wandern wir auf dem Bergbauwanderweg Muttental zum Zechenhaus Herberholz. Allerliebst wurde hier eine frei zugängliche und kostenlose Ausstellung in Form eines kleinen Freilichtmuseums über die Arbeitswelt der Bergleute angelegt. Hier solltet ihr nicht vorschnell vorbeiziehen und euch Zeit für einen Besuch des gepflegten Areals nehmen.
Zahlreiche Exponate, alte Technik und Werkzeuge, gibt es hier zu entdecken. Dazu finden wir einen gemütlichen Rastplatz, an dem wir ein kleines Päuschen anlegen können. In den wärmeren Monaten gibt es hier auch eine Art Bewirtung.
Stollen über Stollen
Nach der Besichtigung des Museums wandern wir am plätschernden Muttenbach entlang wieder mehr in Richtung Wald und passieren auch hierbei noch den ein oder anderen Stolleneingang. Immer wieder weisen Hinweisschilder darauf hin, auf den Wegen zu bleiben, da abseits auf den Hängen Einsturzgefahr durch die Bergbauschächte besteht.
Der flache und glasklare Muttenbach bietet unterwegs für die Hunde eine Erfrischung und an einer besonders schönen Stelle, würden sich im Sommer ganz wunderbar die Füße kühlen lassen. Für heute ist es uns aber noch zu kühl. Über eine Brücke führt uns ein Abstecher noch zu einem weiteren Stollen.
Nun haben wir unsere Wanderung fast geschafft. Ein Stückchen geht es noch bergauf, dann erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt am Wanderparkplatz Zeche Renate.
Fazit zum Bergbauwanderweg Muttental
Der Bergbauwanderweg Muttental ist ein interessanter und erlebnisreicher Wanderweg. Die vielen Relikte aus der Zeit des Bergbaus im Muttental, das als Wiege des Ruhrbergbaus gilt, machen das Leben aus der damaligen Zeit anschaulich deutlich. An den einzelnen Stationen informieren Hinweistafeln über die jeweiligen Anlagen, Zechen und Stollen.
Der Bergbauwanderweg im Muttental macht zugleich aber auch nachdenklich. Das steile Gelände, durch das die Bergleute die Kohle transportieren mussten, die noch einfachen technischen Anlagen mit denen die Kohle abgebaut und gefördert wurde machen deutlich, mit welcher Kraft und Leistung die Bergleute am Werk waren. Und nicht wenige sind bei der Arbeit umgekommen. Während wir heute nur die schöne Natur rundherum sehen und die historischen Relikte, sollten wir uns das Leben der Bergleute hier einmal vor Augen führen.
Und nun wünsche ich euch eine schöne Zeit auf dem Bergbauwanderweg Muttental. Kennt ihr andere schöne Bergbauwanderwege, schreibt sie gerne in die Kommentare. In diesem Sinne, bleibt gesund und wanderfreudig, eure Dina.
Noch mehr schöne Wander- und Themenwege findet ihr im Borderherz Tourenportal. Außerdem kann ich euch den Bergbauwanderweg in Ramsbeck im Sauerland ans Herz legen. Diesen findet ihr in meinem Wanderführer “Komm lass uns wandern Sauerland“* – erhältlich überall im Buchhandel.