und dem Gefühl der grenzenlosen Freiheit
Was macht die Berge so besonders? Was ist so faszinierend an der Landschaft, der Natur und den Menschen? Warum ist es so schön in den Bergen zu wandern?
Schon als Kind war ich mit meinen Eltern und meinem Bruder in den Bergen. Eigentlich wollte ich da viel lieber ans Meer, als auf eine einsame Almhütte auf 2000m Höhe. Faul in der Sonne am Strand liegen war das Ziel, aber stattdessen ging es zum Wandern in die Berge. Jedes Jahr versuchte ich meine Eltern zu überzeugen ans Meer zu fahren, aber Jahr für Jahr wurden es die Berge und auch schon damals die Lienzer Dolomiten.
Als ich endlich alt genug war, nicht mehr mit in den Familienurlaub fahren zu müssen, habe ich die Chance wahrgenommen, um eigene Reiseziele zu erkunden. Die schottischen Highlands, die Insel Korsika und sogar eine Fernreise zu den Bermudas waren dabei.
Im Nachhinein betrachtet, waren aber auch hier fast immer Berge mit im Spiel und es war nie ein reiner Strandurlaub. In jedem Urlaub haben wir immer viel von der Landschaft und der Natur erkundet, sind an Steilküsten gewandert, haben in eisigen Bächen und im kalten Atlantik gebadet, waren im Zelt Wind und Sturm ausgesetzt. Ja irgendwie waren wir immer mitten drin in der wilden Natur. Und so ist es wohl auch kein Zufall, dass ich Jahre später dann doch wieder in den Bergen gelandet bin.
Vom Ruf der Berge
Es war im Frühjahr 2015 als ich die Berge Osttirols rufen hörte. Ich weiß nicht mehr genau wie es kam, aber plötzlich war es da, dieses Gefühl, unbedingt mal wieder in die Berge zu müssen und zu wandern. Und so überzeugte ich die Familie vom Urlaub in den Bergen.
Es war wie nach Hause zu kommen, als ich dann im Sommer nach vielen Jahren wieder in Osttirol ankam. Nichts hatte sich verändert, die Berge schienen auf mich gewartet zu haben. Der Duft der blühenden Almen und die Ruhe inmitten der Natur versprühten eine unglaubliche Kraft und als ich nach zwei Wochen schließlich wieder Abschied nehmen musste, wollte ich nicht mehr nach Hause. Und so geht es mir nun jedes Mal, wenn es wieder heimwärts gehts.
Berge sind ein Lebensgefühl
Aber was ist es letztendlich was dieses Gefühl - das Heimweh - nach den Bergen bewirkt? Auf der einen Seite ist es doch im Urlaub immer schön, es ist etwas Besonderes zu verreisen und zu neuen Abenteuern aufzubrechen. Einfach weil es nicht alltäglich ist. Und auf der anderen Seite gefällt es uns doch auch zu Hause. Jedenfalls kann man es sich zu Hause auch angenehm machen. Und trotzdem ist sie da, diese Sehnsucht nach den Bergen. Das Gefühl zu Hause am falschen Ort zu sein und eigentlich in die Berge zu gehören. Heidi-Spirit eben 😉
Die Berge sind eine Herausforderung, das ist es was sie ausmacht. Mit jeder Wanderung, jedem erklommenen Gipfel, jeder erreichten Hütte, jedem begangenen Steig stellen wir uns dieser Herausforderung im Schweiße unseres Angesichts, erreichen neue Ziele, überwinden unsere Grenzen. Dazu kommt das Gefühl der grenzenlosen Freiheit. Das Gefühl über den Dingen zu stehen, den Blick weit hinaus in die Welt schweifen zu lassen, über Berge, Täler, Flüsse, Almen, Dörfer und Städte. Mitten in der Natur, mitten im Leben. Frei von den Mauern der Großstadt, frei von der Enge der Straßen, frei von Lärm und Staub.
Stattdessen umringt von dem Duft der Welt, den im Sommer blühenden Bergwiesen und bei genauem Hinsehen, einer faszinierenden Tierwelt und im Winter den knirschenden Schnee unter den Füßen und einen klaren Blick vor Augen.
Die Berge sind unbezähmbar. Wild stehen sie da und strahlen eine majestätische Stärke und Schönheit aus. Aber auch eine Ruhe, denn egal ob die Sonne scheint, es stürmt oder schneit, sie stehen da, entschlossen dem Leben auf der Erde und allem Drumherum zu trotzen. Und diese Kraft überträgt sich auch auf uns, die die Berge so lieben.
Wir reden nicht viel beim Wandern, wir genießen die Stille, die Natur und haben Zeit. Zeit all diese Sinne in uns aufzunehmen, abzuspeichern und als Erinnerungen mit nach Hause zu nehmen. Zeit die uns im Alltag fehlt.
Und trotz der vielen Erinnerungen, der Urlaubsfotos und Videos spüre ich es jeden Tag - das Heimweh nach den Bergen. Es ist ein besonderes Lebensgefühl in den Bergen zu sein und zu leben. Das ist es auch, was uns die Einheimischen immer wieder bestätigen. Auch wenn das Leben in den Bergen kein Leichtes ist. Je nach Region sind viele Menschen abhängig vom Tourismus; die Landwirtschaft bringt ebenso kein einfaches Leben mit sich. Junge Leute wandern ab in die Großstädte, um Geld zu verdienen. Und trotzdem sind sich die Menschen einig, dass die Lebensqualität in den Bergen, umgeben von der Natur, hoch ist und viele dieses Leben niemals eintauschen würden, ja manche gar zurückkehren, nach einer Zeit in der Großstadt, dem Trubel und der Enge der Gassen.
Die Sehnsucht nach den Bergen ist kein Jammern auf hohem Niveau. Sie ist da. Und wen sie einmal gepackt hat, den lässt sie nicht mehr los.
Und so beende ich meinen Beitrag mit einem Zitat aus dem Lied "Foot of the Mountain" von a-ha.
But we could live by the foot of the mountain
We could clear us a yard in the back
Build a home by the foot of the mountain
We could stay there and never come back
Wir sehen uns in den Bergen.
Eure Dina