Idyllisch eingebettet in einen Talkessel inmitten der Gailtaler Alpen in Osttirol befindet sich die Obstansersee-Hütte am gleichnamigen See. Sie ist ein beliebtes Tourenziel auf dem Karnischen Höhenweg, kann aber auch im Rahmen einer außergewöhnlichen Tageswanderung von Kartitsch im Lesachtal, dem naturbelassensten Tal Europas, erreicht werden.
Außergewöhnlich deshalb, weil der Weg vorbei an lotrecht aufsteigenden Felswänden führt und Kondition sowie Ausdauer erfordert, weil wir schier endlose Treppenstufen im Aufstieg bewältigen müssen. Dafür werden wir für unsere Mühen mit atemberaubenden Ausblicken in der majestätischen Bergwelt belohnt - eine spektakuläre und einzigartige Tour.
Tourfakten Obstansersee-Hütte (2300m ü. NN)
Höhenunterschied: 914m
Gesamtgehzeit: 4,5 Stunden
Gesamtstrecke: 12,06km
Familien-Check: familienfreundliche Wanderung auf einem spektakulären Weg, der an steilen Stellen durch einen Zaun zum Abgrund hin gesichert ist. Trittsicherheit erforderlich.
Hunde-Check: auf dem Weg zur Hütte sind zwei Höhenstufen zu überwinden. Wasser findet sich auf den jeweiligen Hochebenen. Sicherheitshalber empfiehlt es sich an sehr warmen Tagen eine Reserve mitzunehmen.
Highlights: die Wegführung entlang der Felsen, Wasserfall, Obstanserboden mit der Villa Yeti und der Prinz-Heinrich-Kapelle, Obstansersee-Hütte am gleichnamigen See
Durch das Winklertal zum Obstanserboden
Die Wanderung zur Obstansersee-Hütte starten wir am Sportplatz in Kartitsch, wo wir parken können. Von dort führt uns ein Forstweg ins Winkler-Tal. Begleitet vom Winkler-Tal-Bach wandern wir dem Talschluss, an dessen Ende der Steig beginnt, entgegen.
Während wir anfangs noch gemächlich dahin gehen, sucht unser Blick stets die umliegenden steilen Felswände nach einem möglichen Weg bergauf ab. Kaum vorstellbar, dass irgendwo inmitten dieser Hänge ein Steig hinaufführen soll.
Und doch ist es so. Nach einer Weile nämlich endet der Forstweg und nun beginnt die Ausdauerstrecke. Mit ordentlicher Steigung wandern wir an der rechten Talseite bergauf.
In unzähligen Kehren geht es aufwärts. Umso höher wir kommen, desto felsiger wird es.
Sind wir anfänglich noch auf einem "normalen" Steig unterwegs, wird dieser nach einigen Serpentinen ein regelrechter Treppenweg. Stufe um Stufe, Kehre um Kehre, geht es nach oben.
Nach jeder Kurve hoffen wir auf ein Ende der Stufen, doch sie hören nicht auf.
Etwas oberhalb sichten wir den in den Fels gehauenen und zum Abgrund durch einen Zaun gesicherten Pfad.
Ganz achtsam setzen wir einen Fuß vor den anderen und ehrfürchtig steigen wir immer höher.
Stufe um Stufe
Fast fühlt es sich so an, als würden wir die endlosen Stufen eines Leuchtturms hinauf steigen. Unsere Ausdauer wird Stufe um Stufe auf eine harte Probe gestellt.
Zur Abwechslung dürfen wir dann ein Stück über einen Holzbohlenweg gehen. Getrocknete Kuhfalden lassen uns nachdenklich schauen. Werden hier tatsächlich Kühe über diesen bizarren Weg getrieben?
Hinter jeder Kehre hoffen wir auf ein Ende der Treppen. Wo führt uns dieser Weg nur hin?
Ein Blick nach oben und wir können immer noch nicht glauben, dass wir diese Felswand irgendwann überwunden haben sollen.
Eine willkommene Erfrischung während des schweißtreibenden Aufstiegs erreichen wir an der Brücke über den Wasserfall, der sich von hier oben tief ins Tal ergießt.
Der feine Sprühnebel ist eine Wohltat auf der Haut und wir legen eine kleine Verschnaufpause ein.
Doch der Aufstieg zum Obstanserboden ist noch nicht vollbracht. Weitere Stufen sind zu erklimmen, ehe sich die malerische Hochebene vor uns auftut.
Wahre Ursprünglichkeit am Obstanserboden
Und dann ist es tatsächlich geschafft und zwischen zwei Felsen treten wir ein in einen Talboden, der seinesgleichen sucht. In einem satten Grün liegt der malerische Obstanserboden vor uns.
Es ist das Paradies auf Erden. Wir stehen an einer urtümlichen Holzbehausung, der Villy Yeti, der kristallklare Bach schlängelt sich durch die Wiese. Urwaldähnlich wachsen pinkfarben blühende Pflanzen und leuchten in der Sonne. Bezaubernde Heuhütten kuscheln sich in die idyllische Ebene und tatsächlich grasen friedlich ein paar Kühe in dieser traumschönen Umgebung.
In der Ferne bewirtschaften zwei Menschen die Weide. Es ist die Idylle pur. Es ist ruhig. Es ist naturbelassen. Es muss das Paradies sein.
Hier dürfen wir nicht schnell vorüber schreiten, sondern müssen diese wunderbare Umgebung in uns aufsaugen und einen Zwischenstop einlegen.
Mitten durchs Paradies
Nach dieser Rast setzen wir unseren Weg fort. Die Hunde dürfen noch etwas im Bach planschen und trinken; anschließend wandern wir mitten durch den Obstanserboden.
Vom Obstanserboden zur Obstansersee-Hütte
Quer durch den Obstanserboden führt der Weg ganz eben und so können wir die herrliche Natur noch ausgiebig betrachten. Dann müssen wir die nächste Höhenstufe erklimmen, die uns zur Obstansersee-Hütte leitet.
Hier wird der Steig nun wieder merklich steiler. Treppen gibt es aber keine mehr. Stattdessen wandern wir auf dem urigen Pfad zwischen hoch aufragenden Blütengewächsen.
Etwas weiter oben wird es deutlich kahler und wir durchqueren eine regelrechte Steinwüste und sehen im Felsen vor uns die Eishöhle.
Unter uns wird der Obstanserboden immer kleiner und wir gewinnen schnell an Höhe. In einigen Zick-Zicks geht es dem Ziel entgegen.
Die Obstanserseehütte
Rund 900 Höhenmeter nach Beginn der Tour sehen wir endlich ein kleines Hüttendach vor uns aufragen. Das Ziel ist nicht mehr weit und die letzten Meter gehen vor Freude nun schnell voran.
So erreichen wir die Obstansersee-Hütte auf ihrem Hochplateau am Obstansersee umringt von einer märchenhaften Bergkulisse.
Zuerst einmal heißt es jetzt "einkehren"! Wir sind hungrig und könnten die Speisekarte rauf und runter essen. Die Auswahl liest sich köstlich und so gibt es eine herzhafte Mahlzeit, anschließend ein Stück Kuchen und zu guter Letzt ein obligatorisches Hüttenschnäpschen.
Abkühlung im Obstansersee
Im Anschluss an die Pause sei auch den Hunden noch etwas Spaß gegönnt und wir gehen ein paar Schritte zum Obstansersee. Der etwa 8 Meter tiefe See hat so herrlich sauberes Badewasser, seine Temperatur verleitet aber nicht unbedingt zu einem Sprung ins Kühle nass, zumal es bewölkt und doch etwas frisch ist. Den Hunden macht das nicht aus und fröhlich planschen sie umher.
Ein paar Kühe beäugen uns dabei und kommen deutlich näher, sodass wir den Rückweg antreten.
Von der Obstansersee-Hütte zurück zum Obstanserboden
Diesen wandern wir genauso wie den Hinweg und deshalb steigen wir wieder zum Obstanserboden ab. Nun können wir das herrlichen Alpenpanorama aus der anderen Richtung genießen und es wird einfach niemals langweilig auf diesem Weg.
Ein paar Murmeltiere liegen im Sonnenschein auf einem Felsen und weil der Weg kurz vor dem Obstanserboden durch so hohes Gebüsch führt, sehen sie uns kaum und wir können sie in Ruhe beobachten.
Die Prinz-Heinrich-Kapelle
Bevor wir den Treppenweg für den Abstieg in Angriff nehmen, machen wir noch eine letzte Pause am Obstanserboden und schauen uns die Prinz-Heinrich-Kapelle an.
Die kleine Holzkapelle mit ihrem zauberhaften Schindeldach liegt nur wenige Schritte oberhalb des Unterstands Obstanserboden. Sie wurde im Mai 1916 von österreichischen Soldaten erbaut und nach Prinz Heinrich von Bayern benannt.
Nach der kleinen Besichtigung genießen wir noch ein wenig die Umgebung und machen uns dann an den Abstieg.
Zurück im Tal lassen wir es uns nicht nehmen, die Füße und Pfoten im Winkler-Tal-Bach zu kühlen, bevor es das letzte Stück des Weges zum Auto geht.
Fazit zur Wanderung Obstansersee-Hütte
Wenn ihr bis hier gelesen habt, gibt es eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Die Wanderung zur Obstandersee-Hütte ist eine Tour, die ihr auf keinen Fall verpassen solltet, wenn ihr in Osttirol seid!!!
Viel Freude beim Wandern - eure Dina!
Weitere Hütteninfos findet ihr auf der Webseite vom Österreichischen Alpenverein
Noch mehr Hüttentouren gibts hier: Borderherz Wanderführer
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